Von Astorga nach Foncebadón
Heute – nach einem selbst zubereiteten, herzhaftem Frühstück mit Käse und Schinken in der Herbergsküche – hatte ich viel Energie und bin ohne grosse Mühe bis in das winzige Bergdorf Foncebadón gelaufen, das nur noch 2 km und knapp 100 Höhenmeter vom Pass (1’517 m) mit dem ‚Cruz de Ferro‘ entfernt ist. Bis dorthin ist es morgen ein Spaziergang. Der Himmel war heute den ganzen Tag wolkenverhangen und düster, und gelegentlich fielen ein paar Tropfen Regen. Im folgenden Bild habe ich versucht, das einzufangen. Die Berge oberhalb von Foncebadon waren mit Schnee bedeckt. Als ich das letzte Mal dort oben war (Oktober 2012), bin ich morgens im Schnee in Richtung Pass aufgebrochen.

Übernachten werde ich in einer kleinen Herberge mit vegetarischem Abendessen. Im Gemeinschaftsraum brennt ein Feuer im Kamin und es ist im ganzen Haus gemütlich warm. Als ich ankam, waren wir nur wenige, die sich alle kannten. Im Laufe des Nachmittags kamen noch etliche andere PilgerInnen dazu und auch ein zweiter Schlafraum voller Doppelstockbetten füllt sich inzwischen.

Viele Pilger laufen mit ähnlicher Geschwindigkeit ähnliche Distanzen pro Tag. Und so weiss man bald, wer innerhalb einer Tagesetappe vor einem und hinter einem läuft. Man trifft sich in den Cafébars und an den Rastplätzen, redet miteinander, man läuft ein Stück zusammen und vertieft die Gespräche. In den Herbergen wird bald jeder mit vielen ‚Hallos’ begrüsst – man kennt sich ja.
Nicht alle laufen bis nach Santiage de Compostella und sind plötzlich nicht mehr Teil der Pilgergemeinschaft. Andere Pilger starten ihre Wanderung irgendwo unterwegs und tauchen plötzlich als ‚neue Gesichter’ auf. Diese sind bald in die Pilgergemeinschaft integriert.
Um selber Teil der Pilgergemeinschaft zu sein, muss man bereit sein, sich anderen gegenüber zu öffnen und sich einzubringen, muss Interesse an den anderen haben und das auch zeigen, muss tolerant sein und sein Gegenüber jederzeit als gleichberechtigt anerkennen.