10. November 2015 – Tag 99

Von Cee nach Fisterra

Strandweg nach Fisterra
Ein guter Teil des heutigen Weges verlief direkt auf dem Strand. Schuhe aus und mit nackten Füssen weiterlaufen – war das herrlich!

Die verbliebenen 12 km von Cee nach Fisterra waren heute schnell zurückgelegt. Als ich in der kleinen Stadt mit etwa 5’000 Einwohnern und einem großen Fischereihafen ankam, schien die Sonne und es war angenehm warm. Ich war glücklich, denn ich hatte (fast) den westlichsten Punkt meiner Wanderung erreicht.

Hafen von Fisterra
Im Hafen von Fisterra

Kurz vor dem Stadtzentrum entdeckte ich ein Plakat einer Pension, auf dem mit ‚Sonderpreisen’ für Pilger geworben wurde. Für 15 Euro pro Nacht bekam ich dort ein großes, helles und sauberes Einzelzimmer mit Dusche auf dem Flur. In einem Fischrestaurant nicht weit davon gab es Fischsuppe und gegrillten Fisch zu einem ähnlich unschlagbaren Preis.

Satt und zufrieden bin ich dann die letzten 3 km zum Kap Finisterre gelaufen, einem 140 m hohen Granitfelsen mit Leuchtturm und schöner Aussicht auf das Meer. Im Mittelalter glaubte man, dieser Ort wäre das Ende der Welt.

Kap Finisterre
Kap Finisterre, der westlichste Punkt meiner Wanderung

Es ist Brauch, dass die Pilger unterhalb des Leuchtturms am Ende ihrer Wallfahrt schweigend den Sonnenuntergang betrachten. Einige verbrennen danach ein von der langen Reise zerschlissenes Kleidungsstück. Nach dem Erlöschen des Feuers wenden sie sich zum ersten Mal nach langer Zeit nach Osten und treten den Heimweg an.

Heute war den ganzen Nachmittag prächtiges Wetter; um 18:20 Uhr versank eine orangene Sonne im blaugrauen Meer. Ich habe auf das Verbrennen von einem Kleidungsstück verzichtet; es gibt um den Leuchtturm nichts mehr, womit mein ein Feuer machen könnte; verschwitzte Socken oder T-Shirts brennen von selber nicht.

Ende der Welt am Kap Finisterre
Drei Pilger auf einem Felsen hoch über dem Meer, die auf den Sonnenuntergang warten

Als ich mich nach Osten wandte, um nach Fisterra zurückzulaufen, war ich glücklich. Meine lange Wanderung war unter optimalen Bedingungen zu Ende gegangen und ich freue mich darauf, nach Hause zurückzukehren. Der Plan, von Fisterra noch eine Tagesetappe an der Küste entlang nach Norden zu wandern, erschien mir plötzlich überflüssig. Das Wetter soll auch heute wieder prächtig werden und ich beschloss spontan, den Tag am Strand und im Hafen zu verbummeln und morgen mit dem Bus nach Santiago de Compostela zurückzukehren. Einen Tag später fliege ich dann von Santiago über Barcelona zurück nach Basel.