9. August 2015 – Tag 6

Vom Kloster Bellelay nach Biel (Kanton Bern)

Meine Wanderung an diesem Sontag war die längste bisher. Immer, wenn es bergauf ging, habe ich ordentlich geschnauft. Das lag wohl daran, dass ich unterwegs zu wenig gegessen und getrunken hatte. Die wenigen Restaurants, an denen ich vorbeikam, waren sehr teuer und Läden zum Einkaufen von Proviant gabt es nur sehr selten.

Mittags war ich in einem kleinen Dorf in einem urigen Lokal zum Mittagessen. Es wurde von Jugoslawen betrieben und das Mobiliar schien uralt zu sein. Der Salatteller und ein grosser Eistee waren aber frisch und ausgesprochen lecker.

Jakobsweg bei Tavannes
Alleeweg in der Nähe von Tavannes

Am frühen Nachmittag hatte ich eine interessante Begegnung mit einem Fernwanderer. Mein Weg hatte eine völlig unlogische Kurve gemacht und verlief danach in eine Richtung, die mir falsch erschien. Da begegnete ich einem Mann, jünger als ich, aber mindestens über 40 Jahre alt. Er sprach Deutsch und wir kamen gleich ins Gespräch.

Er lief für Behinderte und sammelte damit Geld für sie. Begonnen hat dieses Fundraising-Projekt mit seiner Scheidung, nach der er sich eigentlich im Bielersee ertränken wollte. Er besann sich eines besseren und beschloss in Zukunft Hilfsbedürftigen zu helfen. ‘Manchmal liefe er z.B. ein Stück mit einer Gruppe Blinder und lässt das von der Presse begleiten’, erklärte er. Das wurde dann ein völlig unerwartetes, sehr interessantes und tiefes Gespräch, auf einer Wiese in der Schweizer Wildnis. Ich war übrigens auf dem richtigen Weg.

Ich bin jetzt in Biel am Bielersee; die Jurabergketten liegen hinter mir. Jetzt nach dem Abendessen bin ich todmüde, so dass ich sicher gleich eingeschlafen werde. Vorher zeige ich euch noch ein Bild, das in der wildromantischen ‚Taubenlochschlucht’ kurz vor Biel entstanden ist. Die ist wirklich einen Besuch wert!

Schlaft gut – bis morgen.

Taubenlochschlucht bei Biel
In der Taubenlochschlucht kurz vor Biel